Das im Jahre 1823 von Heinrich Heine verfasste Gedicht „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ thematisiert die Verführung eines Schiffers durch die Loreley.
Unter dem Begriff „Verführung“ ist in erster Linie das Irreführen einer Person zu verstehen. Ebenso kann darunter verstanden werden, dass ein Mitmensch dazu gebracht wird, etwas für ihn Unkluges zu tun.
Die Loreley wird in Heines Gedicht primär als dämonische Verführerin charakterisiert, wobei von ihr eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausgeht. Diese Eigenschaft äußert sich darin, dass die Loreley die „schönste Jungfrau“ (Z. 9) darstellt und darüber hinaus auf eine traumhafte Art und Weise auf der Bergkuppe sitzt (Vgl. Z. 9 f).
Des Weiteren geht von ihr eine „wundersame, gewaltige Melodei“ aus (Z. 15f), die den Schiffsmann in den Bann zieht. Dadurch beeinflusst die Loreley den Schiffer, schließlich wird dieser schlagartig verzaubert, wohingegen in dem Gedicht keine Bemühungen deutlich werden, der Verführung standzuhalten.
Durch die Verführung wird der Schiffer von seiner eigentlichen Aufgabe, die in dem Steuern des Kahns resultiert, abgelenkt, da er seine Augen von den Felsenriffen abwendet und stattdessen in die Richtung der Loreley blickt (Vgl. Z. 19 f).
Auf diese Weise stürzt der Bootsmann sich in sein eigenes Unglück, dass das Untergehen des Frachters zur Folge hat (Vgl. Z. 21 f).
Ferner wird gemäß der katholischen Sittenlehre die Verführung als die sittliche Erprobung des Menschen verstanden. Der Schiffer gerät durch den schönen Anblick, aber vor allem durch den magischen Gesang der Loreley in ihren Bann (Vgl. Z. 18) und ist nicht in der Lage, sich von ihr abzuwenden.
Obendrein wirkt eine manipulierende Kraft auf den Schiffer, wobei in erster Linie die außergewöhnliche Schönheit und der wunderbare Klang ihrer Stimme verführerisch wirken.
Auch das Kämmen der goldenen Haare mit einem goldenen Kamm mag den verführerischen Anblick der Loreley unterstreichen und hebt darüber hinaus hervor, dass gold eine symbolische Farbe der Verführung darstellt.
Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass in Heines Gedicht eine romantische und verführerische Atmosphäre herrscht, die durch das gemächliche Fließen des Rheins und den schönen Anblick des Gebirges im letzten Sonnenschein des Tages (vgl Z. 6 ff) vermittelt wird. Dies könnte so gedeutet werden, dass der Verführte sich bereits vor dem Erklingen und dem Erblicken der Loreley in einer sentimentalen Stimmung befand.